Heuschnupfen

Licht gegen das Schniefen

Etwas ungewöhnlich mutet die neue Heuschnupfen-Therapie schon an. In jedes Nasenloch soll der Patient für ein paar Minuten eine kleine Lichtquelle halten, die eine Kombination aus sichtbarem Licht, UV-A- und UV-B-Strahlen aussendet. Je nachdem, wie heftig die Heuschnupfen-Symptome nach dieser Therapie noch sind, soll der Allergiker die Nasenlochbelichtung mehrmals im Abstand von einigen Tagen wiederholen.


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So merkwürdig das Verfahren ist: Ersten Tests zufolge ist eine solche Strahlen-Behandlung durchaus erfolgreich. 49 Patienten mit Heuschnupfen, deren Nasen im Rahmen einer Studie beleuchtet wurden, litten danach deutlich seltener unter Niesattacken, Fließschnupfen und Juckreiz, wie ungarische Wissenschaftler von der Universität Szeged mitteilen (Journal of Allergy and Clinical Immunology, Bd.115, S.541, 2005). Dagegen verringerten sich die lästigen Heuschnupfen-Symptome bei jenen Patienten nur unwesentlich, die in der Studie mit einer Scheintherapie ohne UV-Strahlen behandelt wurden.

Untermauert werden die Erfolge durch Labor-Analysen der Nasensekrete. Im Gegensatz zum Schleim der zum Schein bestrahlten Nasen fanden die Forscher in den UV-bestrahlten Sekreten deutlich weniger Anzeichen für eine Entzündung. Die Zahl der eosinophilen Immunzellen war ebenso reduziert wie der Immunbotenstoff Interleukin-5, der bei Allergien eine wichtige Rolle spielt.

Die Nebenwirkungen der neuen Therapie seien gering, versichert Lajos Kemeny, der die ungarische Forschergruppe leitet. Nur die Nasenschleimhäute trockneten etwas aus. „Andere Begleiterscheinungen gibt es bei dem Verfahren nicht“, sagt Kemeny. Trotz der UV-Strahlen ist seiner Ansicht nach weder ein Sonnenbrand in der Nase noch ein erhöhtes Krebsrisiko zu befürchten. „Die verwendete Strahlendosis ist so gering, dass wir selbst nach 200 bis 300 Behandlungen weit unter der Grenzdosis liegen, die für eine Tumorentwicklung relevant ist“, betont der Dermatologe.

Unbekannte Spätfolgen

Während die UV-Therapie in Ungarn Kemeny zufolge bereits in 60 Zentren angewendet wird, warnen Experten hierzulande vor einem vorschnellen Einsatz der neuen Methode. Zwar zeige die Studie eindrucksvoll, dass sich Heuschnupfen mit einer UV-Bestrahlung grundsätzlich lindern lasse, sagt der Hals-Nasen-Ohren-Arzt Gerd Rasp von der Universität München. Bevor die Behandlung empfohlen werden könne, müssten die möglichen Nebenwirkungen aber noch in größeren Studien untersucht werden. Bei der Abschätzung des Tumorrisikos dürfe man sich nicht auf Hochrechnungen verlassen, die auf Grenzwerten der Haut beruhen, warnt Rasp. „Möglicherweise gelten für die Nasenschleimhaut ganz andere Werte.“ Schließlich sei die versteckt liegende Schleimhaut nicht an UV-Strahlen gewöhnt.

Erstveröffentlichung in der Süddeutschen Zeitung


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